Von China lernen heißt siegen lernen?

Eine hochinteressante Veranstaltung zum Thema China, organisiert von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg, fand am vergangenen Freitag im neuen Domizil der Volkssolidarität August-Bebel-Straße 7 statt. Mehr als 30 Gäste waren der Einladung gefolgt und ließen sich gern gefallen, dass der Referent Wolfram Elsner die Zeit ordentlich überzog. Mochte man die Begeisterung des ausgewiesenen China-Kenners und Professors für Volkswirtschaftslehre vielleicht auch übertrieben finden, so konnte man sich der Wirkung der von ihm präsentierten Fakten doch kaum entziehen. Die Tonlage entsprach dem Titel seines dritten China-Buches „Das chinesische Jahrhundert. Die neue Nummer eins ist anders“ und wurde mit dem Vortragsthema bekräftigt: „Was wir über China wissen und was nicht, es aber wissen sollten“. Zugespitzt hätte der Vortrag auch überschrieben sein können: Was uns die Mainstream-Medien des Westens über China wissen lassen und was sie verschweigen, weil es ihnen nicht in den Kram passt.

Was bleibt denn bei dem hierzulande propagierten China-Bild bewusst im Dunkeln? Zum Beispiel die in den vergangenen Jahren enorm gestiegene soziale Sicherheit und Gesundheitsfürsorge, die Förderung solcher Wirtschaftsformen, die der Gemeinwohlökonomie verpflichtet sind und eine „Rückverteilung nach unten“ bewirken, nachhaltige Klimaschutzmaßnahmen wie z.B. gigantische Aufforstungsprogramme, die Erschließung erneuerbarer und alternativer Energiequellen sowie eine gut funktionierende Demokratiepraxis.

Mittlerweile fährt China das weltbeste Programm zur dauerhaften Armutsbeseitigung – so die Einschätzung der Weltbank! – und die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich nicht mehr weiter, eher im Gegenteil. China ist auf dem besten Wege, sein Konzept „Bezahlbarer Wohnraum für alle“ flächendeckend in die Tat umzusetzen. China zügelt die Profitgier seiner Großkonzerne, indem diese einen beträchtlichen Teil ihres Gewinns für Infrastrukturmaßnahmen abführen müssen.

Zudem hat sich China vom Prinzip Exportweltmeisterschaft verabschiedet und schafft Subventionen überall da ab, wo sie als Gewohnheitsrecht die Leistungsbereitschaft schwächen. Dagegen wurde für die „jungen Alten“ ein spezielles Programm der „Silver-Hair-Ökonomie“ entwickelt, das die freiwillige Verlängerung der Lebensarbeitszeit erleichtert.

Die Förderung von Kohle und Öl wurde weitestgehend eingestellt; stattdessen setzt man auf Technologien, die Energie aus Wasserstoff gewinnen und die Gefahren der Atomenergie durch Thorium-Flüssigsalz-Reaktoren minimieren.

Die realen sozialökonomischen Veränderungen, so Prof. Elsner, haben bei der chinesischen Bevölkerung zu einem spürbar veränderten Bewusstsein geführt, das man mit Stichworten wie den folgenden beschreiben könnte: Gemeinsinn, Sozialvertrauen, Freiheit als Einsicht in die Notwendigkeit, hohe Leistungs- und gleichzeitig Verzichtsbereitschaft. Übrigens sei die Autorität der Kommunistischen Partei Chinas in den letzten Jahren enorm gestiegen.